Menschen auf Reisen 2 – oder, noch ne Küchengeschichte.
20.02.2018
Anna (62), schlanke, gepflegte Erscheinung, ist, wie sich bald herausstellt, aus Deutschland. Sie hat noch 2 Eier übrig und eine Drittel Flasche Wein, die sie uns anbietet. In der Gemeinschaftsküche des ‚Global Village‘ in Greymouth sind wir bei der Frühstückszubereitung miteinander bekannt geworden. Anna will heute früh noch mit dem Intercity-Bus von Greymouth weiter nach Nelson fahren. Sie benötigt leichtes Gepäck. Der Cyclon „Gita“ wird Schuld daran sein, dass Anna doch eine weitere Nacht im Backpacker übernachten muss, denn der Bus fährt nicht. Wir laden sie am Abend zu einem Glas Wein ein und lernen eine interessante Frau kennen. Offen, zugewandt, freundlich.
Anna ist seit ein paar Jahren als ‚Au Pair-Oma‘ unterwegs. Hat durch Zufall davon gehört. Hat sich in ihrer Lebenssituation (zwei erwachsene Kinder, geschieden, Single und nicht mehr berufstätig) von einer solchen Tätigkeit angesprochen gefühlt. Bekam sofort über eine Agentur eine reizende türkische Familie mit zwei Kleinkindern in Antalya vermittelt und wurde als Familienmitglied ‚adoptiert‘. Ein Glücksfall!, urteilt sie. Im Zeitraum von fünf Jahren hat sie (mit Unterbrechung) als Nenn-Omi die Kinder betreut und ihnen Deutsch beigebracht. So wünschte es deren in Deutschland aufgewachsene Mama.
Dazwischen und danach war sie noch Au Pair-Oma in Teneriffa, in Spanien, in Zypern und Australien. Dort verbrachte sie die letzten 5 Monate. Keine leichte Zeit, gesteht sie. War mehr Angestellte als Familienmitglied. Die beiden Kinder (4 und 11 Jahre alt) waren schwierig und stritten ständig.
Davon wollte sie sich bei einer Reise erholen. Zunächst habe sie mit einer Freundin die australische Ostküste bereist. Nun war sie für zwei Wochen in Neuseeland alleine und per Fernbus unterwegs. In 10 Tagen ginge ihr Flug nach Deutschland, nach Hause.
Was von ihr als Leihoma erwartet wurde, frage ich. Also in Australien waren ihre Aufgaben folgende: Kinder wecken, ihnen Frühstück zubereiten, sie ausgehfertig für Schule bzw. Kindergarten herrichten bzw. sie dabei beaufsichtigen. Dann die Kleinen mit dem Auto dorthin chauffieren. Anschließend einkaufen für die Familie. Freizeit, bis die Kinder wieder abzuholen waren. Danach Imbiss für die Kinder, Hausaufgabenbetreuung und Beschäftigungsprogramm bzw. Fahrdienste zu sportlichen oder musischen Aktivitäten. Anschließend Abendessen kochen und gemeinsam essen. Ab dann wieder Zeit zur freien Verfügung, wenn die Eltern keine Abendtermine hatten. 5-Tage-Woche, freie Kost und ein eigenes Zimmer, 230,- AU$/Woche. Das Wochenende und ein Auto zur freien Verfügung. … OKAY! Wenn man Freude daran hat und man noch fit ist und unabhängig, kann man auf diese Weise etwas von der Welt sehen, denke ich.
Anna wird sich nur kurz in Deutschland aufhalten. Will noch die kalte Zeit in ihrem Ferienhäuschen in Spanien verbringen. Dann wird man weiter sehen, sagt sie. In Südamerika, ja, dort würde sie gerne auch mal als Au Pair-Oma arbeiten, merkt sie an. Sie sei doch noch fit und habe Spaß daran. Wir glauben es ihr gern. (Autorin: Theres)
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Ein Kommentar
Interessanter Bericht. Ihr erlebt und seht sehr viel. Würde mich freuen von Theres zu hören was ihre Eindrücke von Neuseeland sind. Für Andreas ist es eine Wiederentdeckung, für Theres alles neu. Wie siehst du Neuseeland und die Neuseeländer? Was erstaunt, was ist sehr fremd und anders??
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